Wohnbebauung f49


„Zwischen den Zeilen”
Die Höttinger Au ist ein heterogen gewachsener, weitläufiger Stadtteil von Innsbruck – Baumärkte, Einkaufszentren und Wohnbauten aus den 60ern und 70ern wechseln sich ab, ohne auf ein eigenes Stadteilzentrum verweisen zu können.
An der Schnittstelle zwischen sich ausdehnendem Zentrum und Peripherie entstand durch Stilllegung einer Tankstelle eine Z-förmige „Restfläche”, die einer Nachverdichtung zugeführt werden sollte. Die städtebauliche Ausgangssituation ist geprägt durch Fragmente einer frühen Blockrandbebauung und einer dominierenden Zeilenbebauung aus den 70ern.
Als Vermittler zwischen den bestehenden Strukturen wurde für das Areal eine zeilenartige Matrix vorgeschlagen, welche Bereiche von Wegen, Plätzen und Bauflächen definiert, wobei sich die sechs Gebäude der Erschließung unterordnen.
Man kann die zweidimensionale Matrix – wie ein Klappbild – entweder als Summe von zeilenartigen Strukturen oder als Volumen mit Einschnitten sehen.
Die öffentliche Durchwegung und Findung einer „neuen Mitte” für das gesamte Quartier war ein wesentlicher Aspekt für die Verortung. Die Erschließungsstruktur wird im Inneren der Gebäude weitergestrickt und setzt sich im Bereich der Verbindungsgänge (zwei Bauteile teilen sich ein Stiegenhaus) durch die Aufnahme von Blickachsen in Beziehung mit dem Außenraum. Die „rohe” Materialisierung der Erschließungswege in Sichtbeton und Stahl macht die halböffentlichen Bereiche bis hin zur Wohnungstüre, welche als „Zäsur” zum Privaten aus Holz ausgebildet wurde, lesbar. Je nach städtebaulicher Gewichtung entstand eine Höhenstaffelung und Versetzung der Gebäude zueinander.
Wie die städtebauliche Anordnung übergeordneten Regeln folgt, wurden auch der Ausformulierung der einzelnen Gebäude „Spielregeln” zugrunde gelegt. Trotz auferlegter Regeln wurde bewusst Raum für eine spielerische, intuitive Verdichtung der Zeilenstruktur gelassen.
M.K | J.W.

Johannes Wiesflecker, geb. 1961 in Brixlegg, Tirol. Architekturstudium an der Uni Innsbruck bei Otmar Barth, Josef Lackner, Robert Schuler und Leopold Gerstel. 1989 Diplom bei Robert Schuler. Seit 1994 eigenes Büro in Innsbruck. Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des Architekturforums Tirol (aut tirol).

Michael Kritzinger, geb. 1971 in Innsbruck. Architekturstudium an der LFU Innsbruck, Diplom bei Volker Giencke. 1998–2013 Mitarbeit in den Büros von Hubert Prachensky, Peter Lorenz, Johannes Wiesflecker. Seit 2013 eigenes Büro in Innsbruck.