Samstag, 6. März | 17:30

Wagyu-Stall am Hausruck


Bauliches Ziel des Stalls für die besondere japanische Rinderrasse war das optimale Einsetzen von Holz – von der persönlich erfolgten Selektion der Bäume im Wald über den Schnitt bis hin zum Einbau auf der Baustelle. Alles Bauholz ist kernfrei geschnitten und umfasst Balken-Dimensionen von 16 x 36 cm bei Längen bis zu 9 m. Die technische Ausführung des Wagyu-Stalls schöpft sowohl das Wissen um das Material als auch traditionelle oberösterreichische Zimmermanns-Handwerkstechniken voll aus, ohne dabei die Grenzen des Schnittholzes aus den Augen zu verlieren. So stellt das Gebäude gewissermaßen die Antithese zu zeitgenössischen industriell-normierten Holzverarbeitungstechniken dar.

Um einen maximalen Bewegungsfreiraum der Rinder wie auch die Durchfahrt mit dem Traktor im Erdgeschoß zu ermöglichen, erfolgt die statische Aussteifung des Stalls über das Dach und das Tragwerk im Obergeschoß. Sämtliche Stützenstiele im Erdgeschoß sind in Betonfundamente eingespannt und tragen zur dynamischen Steifigkeit der Konstruktion bei. Die hierbei entstehende Gestik des Gebäudes erinnert an traditionell-japanische Bauweisen. Der in zwei Ebenen abgesetzte Dachkörper gewährleistet die Durchlüftung des Gebäudes. Beide seitlich abgeschleppten Dachflächen wurden von der Familie Huemer in Eigenleistung mit Lärchenschindeln gedeckt. Den First schließt ein Glasdach aus Echtglas ab, welches das Gebäude zentral mit Tageslicht versorgt. So bilden die Verstrebungen im Obergeschoß gewissermaßen die Krone einer schützenden Baumgruppe, in der die Rinder Zuflucht vor Wind, Regen und Hitze finden.
H.S.

Herbert Schrattenecker, geb. 1959 in Lohnsburg, Oberösterreich. 1973–1977 Holzfachschule in Hallstatt. 1978–1981 Studium der Innenarchitektur in Linz. 1981–1986 Architekturstudium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. 1987–1988 Studien- und Forschungsreise in der Türkei. 1989 Bürogründung.