Freitag, 5. März | 14:10

Urbanes Wohnen im Stadthaus


Durch die exponierte Lage des Baukörpers an der Ecke Leyserstraße|Spallartgasse und die Nutzung des gesamten Erdgeschoßes als Geschäftsfläche ist der Bauplatz 3 gewissermaßen der „urbanste” der Entwicklung Körner Kaserne | Spallartgasse.
Mit den beiden Fronten an der Baulinie bildet der Baukörper eine markante Ecke und nimmt damit eine Sonderstellung im gesamten Areal ein. Das architektonische Gepräge des Baukörpers soll sich daher am Typus „Stadthaus” orientieren: Betonung der Gebäudeecke, keine vorspringenden Balkone an den Straßenseiten, gläsern aufgelöste Geschäftszone im Erdgeschoß.

Lasst uns wieder schöne Stiegenhäuser bauen!
Wurden die Stiegen in den gründerzeitlichen Wohnhäusern noch als repräsentative Elemente gefeiert, so sind sie im Laufe der folgenden Epochen zunehmend auf ihre funktionale Notwendigkeit reduziert worden. Dabei sind Treppen doch, architektonisch gesehen, das zentrale Element in einem Gebäude! Sie brechen die Geschoßigkeit auf und geben uns Auskunft über die Logik des Bauwerks. Unsere räumliche Wahrnehmung funktioniert durch Bewegung im Gebäude. Raumwahrnehmung braucht Licht, am besten im tageszeitlichen Wechsel. Eine Treppe sollte ein Raumerlebnis bieten: eine fließende Bewegung im Licht.

Beim Projekt Spallartgasse ermöglicht die Anordnung der Treppe in der Innenecke des L-förmigen Baukörpers eine großzügige Erschließung ohne Verlust an belichtbarer Wohnnutzfläche. Ziel war es, die gesamte Treppe in einer kontinuierlich fließenden Bewegung begehen zu können (gerundete Podeste und als stetige Linie geführte Handläufe). Licht kommt über eine geschoßhohe Verglasung und über ausreichend Lufträume bis in die Eingangshalle und weiter in die Untergeschoße. Ein tiefer Einschnitt in den Baukörper bringt zusätzlich Licht in das Treppenhaus und ermöglicht gleichzeitig Ausblick in den Park. Tageslicht, Ausblick, helle und freundliche Gestaltung und eine bequeme Begehbarkeit sind die Zutaten für eine Treppe, die man gerne benutzt.
C.L.

Peter Roitner, geb. 1959 in Wien. Studium der Handelswissenschaften an der WU Wien. Prüfer beim Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen, Revisionsverband. Seit 1988 bei Heimbau | Eisenhof tätig. Obmann (Vorstand) bei Heimbau Gemeinnützige Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Reg. Gen.m.b.H., Geschäftsführer bei Eisenhof Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft m.b.H.

Christian Lichtenwagner, geb. in Schmiding, Oberösterreich. Studium der Architektur an der TU Wien und an der Architectural Association, London. 1994–2000 Projektleitung MuseumsQuartier (Projektpartner bei Ortner & Ortner). 2000 Gründung des Büros Froetscher Lichtenwagner Architekten (mit Willi Frötscher). Seit 2000 Lehraufträge an der Universität für angewandte Kunst und der TU Wien.