Vorträge nonstop im RadioKulturhaus Wien. Samstag, 5. April 2003. 13.30 bis 22.00 Uhr.
Die Neue Bibliothek in Alexandria

ARTEC Architekten
Marte.Marte
Pichler & Traupmann
Wolfgang Pöschl
BKK-3/Johann Winter
Češka Priesner
Georg Driendl
Henke Schreieck
the next ENTERprise
Giner & Wucherer
noncon:form
Snøhetta/Christoph Kapeller
Hans Hollein
COOP HIMMELB(L)AU
Jabornegg & Pálffy


 
An der westlichen Hafeneinfahrt von Alexandria steht die Festung von Qait Bey, an jener Stelle, an der sich einst das antike Leuchthaus, eines der sieben Weltwunder, befunden hat. Beim Besuch der Festung, wenn man zurück auf die fast lückenlose Silhouette der Hafenbebauung blickt, fällt am anderen Ende der Bucht ein schräger, scheibenförmiger Bau ins Auge, der klar aus der sonst so homogenen Bebauung herausfällt und schwer einzuordnen ist. Die gegen die Bucht geneigte Scheibe unterbricht die Skyline, tritt zurück, bildet eine Lücke und schließt sie gleichzeitig mit einer der ansonsten rechtwinkeligen Bebauung direkt entgegengesetzten Formensprache. Die neue Bibliothek von Alexandria erscheint von Qait Bey aus gleichzeitig bekannt und fremdartig, antik und modern, wie ein glitzernder Spiegel am Morgen, grau und riesig wie ein Wal im Abendlicht.

Der Kreis als Anfang
Die Idee der Universalität wird in dem Entwurf des neuen Gebäudes in die Sprache der Architektur übersetzt.

Der "Mikrochip" als Inspiration
Eine runde Scheibe, die mit einem gleichmäßigen Raster skulpturierter Elemente überzogen ist. Der Raster weist ins Unendliche und wird nur von dem kreisförmigen Ende der Scheibe begrenzt.

Die Dimension der Zeit
Die strukturierte Scheibe von 160 Metern Durchmesser ist um eine asymmetrische Achse aus der Ebene gedreht, so dass der kleinere Teil unter der Erdoberfläche zu liegen kommt und der größere zu einer Gesamthöhe von 32 Metern anwächst.

Wurzeln in der Geschichte
Zusätzlich wird der hochtechnischen Dachhaut, dem Mikrochip, das archaische, in der ägyptischen Tradition stehende Element der Umfassungswand entgegengestellt. In den Stein der Wand sind Buchstaben und Zeichen aus den Alphabeten und Sprachen der Welt gemeißelt. Das so entstehende Relief setzt nicht nur die antike ägyptische Reliefkunst in moderner Weise fort, sondern verweist auch auf das kleinste Element der Bibliothek, den Buchstaben.

Raum und Licht
Das Tageslicht wird durch vertikale Oberlichter doppelt reflektiert in den Raum gebracht. Alle Oberlichter sind genau gegen Norden ausgerichtet, wodurch der Einfall direkten Sonnenlichtes verhindert wird.
Ch.K.

Christoph Kapeller, 1956 in Graz geboren, absolvierte sein Architekturstudium an der Technischen Universität in Graz. 1986 erhielt er den Master of Architecture an der University of Southern California und arbeitete danach in den Büros von Frank Israel und Mario Gandelsonas.
1989 gewann er, zusammen mit einem norwegischen Studentenkollegen aus Graz, zwei weiteren Norwegern und einem Amerikaner das Wettbewerbsprojekt für die Bibliothek in Alexandria. Nach der Gründung des Büros Snøhetta war Christoph Kapeller von 1990 bis 2001 fast ausschließlich mit dem Projekt der neuen Bibliothek beschäftigt. Er lebte acht Jahre in Kairo und Alexandria, wo er die Entwurfs- und Bauarbeiten für die neue Bibliothek leitete. Nach der Fertigstellung der Bibliothek hat er sich von Snøhetta getrennt und lebt und arbeitet jetzt in Los Angeles.

Weiterführende Links:
christoph@dataxprs.com.eg
www.snoarc.no
Projektliste der Architekten in der nextroom architektur datenbank

   
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