TURN ON PARTNER im ORF RadioKulturhaus Wien. Freitag, 9. März 2012. 10.00 bis 19.00 Uhr.
TURN ON im ORF RadioKulturhaus Wien. Samstag, 10. März 2012. 13.00 bis 22.00 Uhr.
Wohnen am Mühlgrund (Czech/Krischanitz/Neuwirth)
 
"generationen : wohnen am mühlgrund" nannte sich das Bauvorhaben nächst der vor kurzem in Betrieb genommenen U2-Station Stadlau. Die Planung für Bauplatz B (rund 70 Wohnungen) teilten sich Hermann Czech, Adolf Krischanitz und Werner Neuwirth nach einem Bauträger-Wettbewerbsprojekt; die Außenanlagen plante Anna Detzlhofer (Koordination: Werner Neuwirth).

Das Umfeld ist eine nach der Donauregulierung trockengefallene Au, die landschaftlich weiterhin bestimmend ist und teilweise erhalten bleiben soll. Rundum liegen die A23, die Schnellbahn und die U2 im Westen und Norden, eine Gründerzeit-Bebauung im Norden, eine niedrige, teilweise hochwertige Bebauung seit den 1960er-Jahren im Osten und das Untere Mühlwasser im Süden. Unmittelbar nördlich liegt als Abschirmung gegen die (ohnehin nicht sehr laute) U-Bahn-Hochtrasse der Geschossbau von ARTEC auf Bauplatz A.

Gegenstand schon der Ausschreibung war die Weiterentwicklung von Wohnbau-Typologien im Hinblick auf unterschiedliche Lebensphasen, aber auch auf unterschiedliche Lebensstile innerhalb der Generationsstufen – insbesondere innerhalb der älteren Generation. Die daraus resultierende Diversität, Flexibilität und die möglichen Synergieeffekte sollten baulich umgesetzt werden.

Die Konzepte räumlicher Kombinatorik waren bei den drei Architekten verschieden, obwohl gewisse Konstruktions- und Ausstattungselemente, wie zum Beispiel die Holzfassaden, gemeinsam entworfen wurden.

Der Bauteil III (Czech, derzeit 23 Wohnungen) beruht auf einer besonderen Interpretation der Wiener Bauordnung. Gemäß der Bauklasse I war eine Gebäudehöhe von 7,50 m (zuzüglich eines Staffelgeschosses) zulässig. Diese Begrenzung der Gebäudehöhe hat den Sinn, gerade eben kein drittes Vollgeschoss zu ermöglichen. Für zwei Geschosse ist sie nicht erforderlich und wird auch fast nie erreicht. Hier ist sie aber ausgenützt und erlaubt neben einem Geschoss mit der vorgeschriebenen inneren Raumhöhe von 2,50 m ein zweites mit 4,10 m. Diese Raumhöhe eignet sich zum individuellen Einbau einer Galerie für einen Sitz-, Schlaf-, Spiel-, Arbeitsplatz etc. – als "Möbel". Außerdem stellt die ungewöhnliche Höhe von vornherein eine besondere Raumqualität dar.

Weiters sind die Kleinwohnungen im Staffelgeschoss den Wohnungen im Obergeschoss zuschaltbar und mittels einer inneren Wendeltreppe zu verbinden. In der Horizontalen können Wohnungen jeweils zusammengelegt werden.
H.C.

Hermann Czech, geb. in Wien. Teilnehmer bei Konrad Wachsmann an der Sommerakademie Salzburg, Studium bei Ernst A. Plischke an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Das ungleichartige Werk umfasst Planungen, Wohn-, Schul- und Hotelbauten ebenso wie Interventionen in kleinem Maßstab und Ausstellungsgestaltungen. Autor zahlreicher kritischer und theoretischer Publikationen zur Architektur. In seiner Theorie spielen die Begriffe Umbau und Manierismus eine zentrale Rolle. Gastprofessuren u. a. an der Harvard University, an der ETH Zürich; derzeit an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Realisierte Bauten (Auswahl): Kleines Café in Wien (1970, 1974), Rosa-Jochmann-Schule in Wien-Simmering (1994), Winterverglasung der Loggia der Wiener Staatsoper (1994), Restaurierung des ehemaligen Arbeitsamts Wien-Liesing von Ernst Plischke (1997), Hotel Messe Wien (2005), Betonhaus einer Mustersiedlung internationaler Architekten in Wien-Hadersdorf (2007).

Auszeichnungen/Ausstellungen (Auswahl): Preis der Stadt Wien für Architektur (1985), Kunstpreis Berlin (2001), Teilnahme an der Architektur-Biennale Venedig (1980, 1991, 2000), Einzelausstellungen 9H Gallery in London (1987), Architekturmuseum Basel (1996).


Weiterführende Links:
www.hermann-czech.at
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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