TURN ON PARTNER im ORF RadioKulturhaus Wien. Freitag, 9. März 2012. 10.00 bis 19.00 Uhr.
TURN ON im ORF RadioKulturhaus Wien. Samstag, 10. März 2012. 13.00 bis 22.00 Uhr.
Haus der Generationen Götzis und Sozialzentrum Rankweil
"Heaven can wait" oder Die Wahrheit ist: Das Alter gibt nichts zurück!
 
In den jüngsten Jahren ist die Betreuung und Heilung dementer Menschen immer stärker in die Überlegungen von demographischen Analysen eingeflossen. Im Jahr 2050 wird ein wesentlich größerer Teil von über Sechzigjährigen das Bild der österreichischen Gesellschaft prägen als heute. Auch aus diesem Grund sind in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren die verschiedensten Modelle zum betreuten und betreubaren Leben im Alter angedacht worden. Allen gemeinsam war das Ziel, diesen Menschen ein Leben in größtmöglicher Normalität zu ermöglichen, also auf jede Institutionalität zu verzichten. Trotz zum Teil massiver körperlicher bzw. geistiger Beeinträchtigung soll ein Umfeld für den Alltag geschaffen werden, das sich dem bis dahin geführten Leben annähert.

Es geht hier aber nicht darum, ein Abbild des "Zuhause" zu erschaffen, sondern um die philanthropische Bestrebung, wissenschaftliche und pflegerische Erkenntnisse mit dem veränderten Alltagsleben des Betagten zu vereinen. Hier trifft die gestalterische Empathie des Architekten auf die empfindsame Welt der BewohnerInnen. Sowohl das Projekt in Götzis als auch jenes in Rankweil sind von diesem wechselseitigen Anspruch an Sinnlichkeit geprägt.

Auch dass beiden Projekten ein EU-weiter Wettbewerb vorausging, ist ihnen gemein. Eine Aufgabe dieser Größenordnung stellt in den kleinen Gemeinden Vorarlbergs neben der inhaltlichen Ambition meist auch eine städtebauliche Neuordnung in zentraler Lage dar.

Die Qualität dieser ehrgeizigen Neuformulierung wird bei beiden Häusern durch die örtlich sichere Einbettung der Solitäre im Dorfraum erreicht. Die gewählte abwechslungsreiche innere wie äußere Durchwegung schafft orts- und naturräumlichen Bezüge – sie geben Auskunft über den Aufenthalt und schaffen Orientierung. So entsteht eine spürbare Identität, die durch ihren wohlüberlegten Gehalt einen langfristigen Mehrwert für die gesamte Gemeindeentwicklung darstellt.

Die Haptik, jener der sieben Sinne, den wir zuletzt verlieren, wird auf einen durchkomponierten Rhythmus der Fassaden übertragen. So ist es einmal die Tektonik der horizontalen und vertikalen Fugen der Eiche, ein andermal ein metallener Mäander, der durch Takt und Versatz diesem Gedanken folgt. Die Kraft des monolithischen, aufgerauten Betons ordnet diese Strukturen, gibt ihnen Halt und einen urbanen Charakter.
D\M.


"Dorner\Matt sind Vordenker einer Tendenz der Intellektualisierung und Internationalisierung der Vorarlberger Architektur. Dieses Selbstverständnis eines von Grund auf neu Denkenden ist nicht nur ein potenzieller Reibungspunkt zu einem sentimentalen Konservatismus, sondern auch ein Credo der ,innovativen Tradition‘ vieler ehemaliger Baukünstler."
Dominique Gauzin-Müller in 'Ökologische Architektur in Vorarlberg', Springer Verlag, 2011

Markus Dorner, geb. 1960 in Bregenz. 1970–1978 Gymnasium Bregenz. Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien, Meisterklasse Timo Penttilä. 1990 Diplom. Danach Mitarbeiter bei Prof. Arch. Volker Giencke, Graz, Arch. DI Otto Häuslmayr und Arch. DI Helmut Christen. Seit 2000 gemeinsames Büro mit Christian Matt.

Christian Matt, geb. 1960 in Bregenz. 1970–1978 Gymnasium Bregenz. Studium an der TU Wien. 1993 Diplom bei Prof. DI Helmut Richter. 1993 Mitarbeiter bei Arch. DI Helmut Christen und Arch. DI Otto Häuslmayr. 1995 Projektleiter bei Jean Nouvel in Paris. 1997 bis 2000 Projektpartnerschaft mit Ateliers Jean Nouvel/Paris. Seit 2000 gemeinsames Büro mit Markus Dorner.

Realisierte Projekte (Auswahl): Haus der Generationen – Sozialzentrum in Götzis (2007), Haus Übelher in Bregenz (2008), Bürohaus Thalbachgasse in Bregenz (2008), Wohnbau „Wohnen im Park“ in Bregenz (2010), Haus Klosterreben – Sozialzentrum in Rankweil (2011).

Aktuelle Projekte (Auswahl): Heim am Hofgarten in Innsbruck, Rheinstraße West (Vorarlbergs größte Passivhauswohnanlage) in Bregenz, Thalbachgasse 4 (Büro- und Geschäftshaus) in Bregenz, Multifunktionshaus Mäder, Wohnbau Lauterachbach.

Auszeichnungen (Auswahl): Preis des Staatssekretariats für Kunst und Kultur – Das beste Haus Österreichs (2005), 1. Preis – Innovationspreis für das Haus der Generationen in Götzis (2008), The International Architecture Award for 2009 (2009), Best of Austria 2008/2009 (2010).


Weiterführende Links:
www.dorner-matt.at
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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