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Programm

Wasserkraftwerk Sohlstufe Lehen
Wasserkraftwerke – Kraftwerke des Wassers – sind eigentlich energetische Skulpturen. Früher auf mechanische Nutzung ausgerichtet, spätestens ab 1890 zur Erzeugung Ressourcen schonender, nachhaltiger Stromenergie bestimmt, sind Wasserkraftwerke Wirtschaftskatalysatoren.

Die frühen Technologien unterstützten Sesshaftigkeit; selbst der Erfindungsreichtum Leonardo da Vincis (u. a. die archimedische Schraube) wurde vom Wasserpotential angeregt. Die Vorläufer und Prototypen für Kraftwerksbauten reichen zeitlich und aphoristisch weit zurück: Revolutionsarchitekt Claude-Nicolas Ledoux’ Maison de surveillants de la source de la Loue (1804), Jugendstilarchitekt Maurice Balzareks Wasserkraftwerk Steyrdurchbruch nächst Molln (1908), Otto Wagners Nussdorferwehr- (1899) und Kaiserbadwehranlage (1906) am Donaukanal wurden die ersten Ansätze gestaltbringender Kräfte der Energiewandlung. Der futuristische Architekt Antonio Sant’Elia (La centrale elettrica, 1914) und nachfolgende Expressionisten entwickelten gestalterische Ausprägungen von Wasserkraftwerken, die einen neuen Zugang zur Architektur eröffneten.

Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung verarmte das diffizile Gestaltvokabular von Wasserkraftwerken generell zu bloßen maßstabssprengenden Ingenieurwerken oder technischen Infrastrukturen. Diese Entwicklung wurde nur zeitweilig durch besondere Protagonisten wie Paul Bonatz am Neckar in der Zwischenkriegszeit, Ludwig Leo mit seiner popartigen Erweiterung der Schiffbau-Wasserbautechnik-Anlage Berlin (1975) und Günther Domenig mit seinem postmodernen, poststrukturalistischen Mur-Wasserkraftwerk Unzmarkt (1988) unterlaufen. Das Wasserkraftwerk Hangenden Stein an der Königsseeache St. Leonhard (maxRIEDER, 1991) konstituierte durch Verschmelzung von Anlagenteilen, Bauwerksteilen, Wasser- und Uferstrukturen erstmals eine Energie- und Infrastrukturlandschaft als skulptural-architektonisches Ereignis.

Das Wasserkraftwerk Sohlstufe Salzburg am Gebirgsfluss Salzach inmitten der Stadt charakterisiert die Verkörperlichung der Energieumwandlung und entwickelt daraus einen öffentlichen, platzartigen Ort der Bewegung sowie der Begegnung zweier getrennter Stadtteile: Itzling und Lehen. Die gestalterische Entscheidung "mit dem Fluss anstatt gegen den Salzachfluss" widerspiegelt sich in der Ausformung der einzelnen Anlagenteile.

Die Anlage ist mit ihren verschiedenen Funktionsteilen ein integraler Teil des Flusses Salzach. Die verbindende Wehrbrücke wird von einer Serie von Wehr-, Ufer- und Kraftwerkspfeilern im Fluss rhythmisiert und sequenziert; das eigentliche Krafthaus wird wie die Wehrfelder in das Flussregime eingebettet. Die Rechenanlage vor dem Turbineneinlauf, der unterwasserseitige Fischpass und das seitliche Dotationsgerinne für die revitalisierte Altau sind Teil eines singulären Energieensembles. Die Pfeilergeometrien stellen das Sinnbild der Transformation der potentiellen Energien des Oberwassers (Anstaubereich) und der kinetischen Energien des Unterwassers (Turbinenauslaufbereich) dar. Diese verschmelzen und mutieren in rational wie allegorisch argumentierbare Formationen der sogenannten hydraulischen Energielinie. Dem unterwerfen sich alle Subelemente wie Brüstungen, Lichtelemente, Sitznischen, Uferböschungen und weitere Schutzvorrichtungen.

Die Fern- und Nahwahrnehmungen des Ensembles fallen bewusst auseinander. Die aus der Ferne wirkende, in den Weltkulturerberaum Salzburg eingebettete Filigranität einerseits und die in unmittelbarer Nähe greifbare kräftige Plastizität andererseits ergeben die Maßstabsdialektik. Das Überschreiten des Flussraumes durch den Wehrbrückenplatz eröffnet das Bewusstsein für die gewaltigen dem Wasser innewohnenden Kräfte und für seine Formenvielfalt.

Scheinbar fließt der Fluss seinen gewohnten Lauf, lediglich die Energie wird "abgerechnet".

Die beiden Francisturbinen leisten 19 MW (Versorgung von cirka 28.000 Haushalten) bei einer mittleren Fallhöhe von 6,5 m. Im Zuge der Herstellung des Kraftwerksensembles wurde auch die Renaturierung des anliegenden Glanbach-Auspitzes durchgeführt und neue Sport- und Freizeitmöglichkeiten für die Stadtviertel eröffnet. Die Gesamtinvestition der Salzburg AG betrug 85 Millionen Euro. Die cirka 100 m breite Wasserkraftwerkanlage Sohlstufe Salzburg wurde in Arbeitsgemeinschaft mit Erich Wagner im Zeitraum 2007–2013 bzw. in der Bauzeit von 2010 bis 2013 realisiert.
M.R.
Max Rieder, geb. 1957 in Salzburg. 1977–1986 Studien an der Universität für Bodenkultur (Kulturtechnik & Wasserwirtschaft) und der Universität für angewandte Kunst Wien (Architektur, Meisterklasse Hans Hollein). Atelier in Wien seit 1992. Seither und laufend Gastprofessuren und Lehraufträge im In- und Ausland für Städtebau, Gebäudelehre, Wohnbau, Architektur und Umweltgestaltung. Zahlreiche Gruppenausstellungen und Vorträge.

Realisierte Projekte (Auswahl): Kindergarten Aigen X in Salzburg (1998), Wohnanlage Oasis in Salzburg, gemeinsam mit RTW (2000), Masterplan Stadtwerkeareal Salzburg, mit slowfuture.com (2004), S 1 Schnellstraße, mit A. Detzlhofer (2006), Corporate Identity Tunnelkette und Landschaft A 9 – Pyhrnautobahn (2006), Stadtszenarien Reininghaus-Graz, Symposium mit Kleboth Lindinger Architekten (2009), Masterplan AOMEI, mit RTW-L (2010), Sanierung und Umbau Rathaus Salzburg, mit E. Wagner (2012), Volksschule und Sonderpädagogisches Zentrum Bad Hofgastein (2012), kooperativer Masterplan Zentralbahnhof-Sonnwendviertel Wien, mit ARTEC, Denk, Gasparin&Meier, Lainer&Partner, Vlay (2012), Wasserkraftwerk Sohlstufe in Salzburg, mit E. Wagner (2013), Masterplan Restrukturierung Rauchmühle in Salzburg (2013).

Aktuelle Projekte (Auswahl): Internationaler Bildungscampus Salzburg-Kleßheim (ab 2013).

Auszeichnungen (Auswahl): Großer Österreichischer Wohnbaupreis (1986), Europanpreis (1987), Staatspreis für industrielle und gewerbliche Bauten (1993), Großer Österreichischer Betonpreis (1992), Landesarchitekturpreis Salzburg (1998, 2002), Otto Wagner Städtebaupreis (2000, 2004), zahlreiche Nominierungen.

Erich Wagner, geb. 1948 in Salzburg. 1967–1972 Studium der Architektur an der Universität für angewandte Kunst Wien (Meisterklasse Schlesinger), danach Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros in Salzburg. Seit 1977 eigenes Büro, seit Oktober 2004 Architekt Wagner ZT-GmbH. 1981–1991 Mitglied der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung in Salzburg, davon die letzten 3 Jahre Vorsitzender. 2002 Ausbildung zum Mediator für Planungs-, Bau- und Umweltangelegenheiten, eingetragener Mediator.

Realisierte Projekte (Auswahl): Hauptzentrale Spar-AG in Salzburg (1994), Generalsanierung Botschaft der Republik Österreich in Vilnius, Litauen (1999), Generalsanierung Wirtschaftskammer in Salzburg (2001), Generalsanierung Hotel Schloss Mönchstein in Salzburg (2002), Hotel und Theatersaalneubau Hotel Scalaria in St. Wolfgang (2002), Kraftwerksneubau KW-Rott – Saalach in Salzburg (2004), Um-/Neubau Schauspiel/Bühnenbild Mozarteum in Salzburg (2007), Generalsanierung Hotel/Restaurant Gablerbräu in Salzburg (2012).

Auszeichnungen (Auswahl): Architekturpreis der Republik Litauen (2000), Landes-Energiepreis für Salzburg, 3. Preis (2001), Holzbaupreis Salzburg, Nominierung (2001).