Vorträge nonstop. ORF RadioKulturhaus Wien. Samstag, 12. März 2011. 13.00 bis 22.00 Uhr.
"Turn On Partner". TU Wien | Kuppelsaal. Freitag, 11. März 2011. 13.00 bis 19.00 Uhr.
Eiermuseum Wander Bertoni
gaupenraubs erstes singuläres Gebäude oder doch wieder ein Zubau?
 
Als wir vom Architekturbüro Johannes Spalt die Anfrage erhielten, ob wir uns vorstellen könnten, drei vage Skizzen aus der Hand unseres ehemaligen Professors zu einem Ausstellungsgebäude für eine Eiersammlung seines Freundes Wander Bertoni in die Realität zu übertragen, waren wir zunächst mehr als erfreut.

Die eindrucksvolle Gesamtsituation des burgenländischen Freilichtmuseums von Bertoni führte uns dann allerdings automatisch zu einem eigenen alternativen Vorschlag. Inmitten der Skulpturen des Bildhauers konnten wir uns – wenn überhaupt – nur ein Gebäude vorstellen, das eindeutig der Architektur zuordenbar ist, nicht organisch und schon gar nicht skulptural; und es durfte sich nicht am Boden befinden oder zumindest nicht viel davon, denn wir fanden heraus, dass durch die buschlose Vegetation eine Sichtschicht entstand, die überall den freien Blick bis in die umgebenden Weingärten zuließ – was für ein phantastischer Horizont! Dazu kamen noch viele weitere eigene sowie fremde Anforderungen und generierten den Entwurf: Ei-genständig und auch etwas Ei-genartig – und doch ist der Neubau bereits heute integraler Bestandteil der gesamten Anlage.

Er erweitert das Freilichtmuseum auch in geschlossenem Zustand im Sinne einer Vitrine. Der Neubau bildet also zusammen mit den bestehenden Gebäuden einen neuen, offenen Hof bei gleichzeitig minimaler Präsenz der Architektur im Erdgeschoss. Die vollkommen optimierte Tragstruktur ermöglicht uns dieses weitestgehende Freihalten der erwähnten Sichtschicht.

Das neue Museum zeigt dann vor allem im oberen Geschoss Einblicke in die Sammlung Wander Bertonis. Das für die bemalten Exponate schädliche direkte Sonnenlicht bleibt hier draußen, und doch ist es auch an trüben Tagen hell genug, so dass das zuschaltbare künstliche Licht wie Luxus erscheint.

Obwohl die Bauaufgabe, an die 4000 Eier in einem eigens dafür zu planenden Gebäude unterzubringen und interessierten Besuchern zugänglich zu machen, an Ungewöhnlichkeit kaum übertroffen werden kann, hat der Genius Loci unsere Architektur am Ende noch stärker dominiert; ein anderer Inhalt als Eier wäre nämlich theoretisch denkbar, ein anderer räumlicher Kontext viel weniger.
gaup. +/-


Der Name ist Programm – weshalb im unkonventionellen Portfolio, das von der Pfeffermühle über Obdachlosenquartiere bis zu Business-Lounges für den Moskauer Flughafen reicht, konventionelle Standardlösungen keinen Platz haben. Im Gegenteil: Jedes Projekt besitzt einen hohen Anteil an eingebauter, längst nicht nur mechanischer Intelligenz, den nur massgeschneiderte Lösungen bieten können.
Das namengebende Prinzip der Subtraktion wird stets konstruktiv – und falls erforderlich, auch kämpferisch –, aber nie kriminell gehandhabt, etwa um den Genius Loci historischer Stadt- oder Bausubstanz freizulegen und durch überlegte, kraftvolle Maßnahmen zu akzentuieren, die sich jedoch nicht in den Vordergrund drängen.
Christian Muhr

Alexander Hagner, geb. 1963 in Bad Wimpfen. Nach einer Tischlerlehre Architekturstudium an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei Prof. Johannes Spalt und Prof. Wolf D. Prix (Coop Himmelb(l)au). Seit 1997 selbstständig in Wien. 2000–2009 Lehrauftrag an der Technischen Universität in Wien. 2008–2009 Universitätsassistent an der Technischen Universität in Wien.

Ulrike Schartner, geb. 1966 in Wien. Nach dem Kolleg für Innenausbau und Möbelbau Architekturstudium an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei Prof. Johannes Spalt und Prof. Wolf D. Prix (Coop Himmelb(l)au) sowie an der KTH in Stockholm. Mitarbeit in Architekturbüros in Wien und Stockholm. Seit 2000 selbstständig in Stockholm und Wien. Seit 2004 Member of Swedish Architects.

1999 Bürogründung von gaupenraub +/-
2006 Auswahl für die erste Staffel von Young Viennese Architects (Yo.V.A. 1)

Realisierte Projekte (Auswahl): Büroumbau Fischill Public Relations in Wien (1999), Friseursalon Herold in Wien (2001), Siedlungshauszubau Wollekweg in Wien (2002), Engel am Naschmarkt in Wien (2005), Sanierung und Erweiterung Landhaus W. im Waldviertel (2008), 3 Business-Lounges für Aeroflot am Flughafen Sheremetyevo in Moskau (2009), Sanierung und Erweiterung des Büro- und Lagergebäudes von MCM-Klosterfrau in Wien (2010), Eiermuseum Wander Bertoni in Winden am See (2010).

Aktuelle Projekte (Auswahl): Einfamilienhaus Lang in Bad Rappenau (seit 2005), Notquartier Hetzendorferstraße in Wien (seit 2008), Haus O. in Klosterneuburg (seit 2010), Obdachlosen- und Studentenwohnheim VinziRast – MITTENDRIN in Wien (seit 2010), MEMOBIL – Erinnerungsmöbel für demenzkranke Menschen gemeinsam mit section a (seit 2011).

Auszeichnungen (Auswahl): Mies van der Rohe Award, Nominierung (2011), Architekturpreis des Landes Burgenland (2010), Das Beste Haus, Nominierung (2005), Holzbaupreis, Auszeichnung (2005).


Weiterführende Links:
www.gaupenraub.net
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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