Vorträge nonstop im RadioKulturhaus Wien. Samstag, 4. März 2006. 13.00 bis 22.00 Uhr.
"Turn On Partner"    Freitag, 3. März 2006. 15.30 bis 18.00 Uhr.
Wohnbau Glanzinggasse
 
Ist "Wohnen" wirklich eine Tätigkeit? Ist es die Summe aus Kochen, Essen, Schlafen, Spielen, Fernsehen, Lesen, eventuell noch ein bisschen in Ruhe arbeiten? Die Zeiten der Wohnungsnot sind vorbei. Wohnbau als auf die Spitze getriebene Nutzung von jedem cm2 – obwohl der m2 noch immer unreflektiert den Ton angibt – geht heute am Thema vorbei.

Der Wohnbau kennt neue Herausforderungen, beispielsweise:
Nicht, wie koche ich mit möglichst wenigen Handgriffen auf möglichst kleinem Raum, ist die Frage, sondern koche ich überhaupt zuhause (oder bestelle ich mir eine Pizza), kochen meine Kinder für mich und was essen wir?
Nicht, wie komme ich vom Zimmer möglichst schnell und kreuzungsfrei ins Bad, ohne einem anderen Familienmitglied zu begegnen, ist die Frage, sondern der Umgang mit der 4-jährigen Freundin meiner Tochter, die nicht widerstehen kann, den Lippenstift meiner Frau auszuprobieren. Das kreuzungsfreie Gäste-WC verhindert zwar solche Situationen, gelöst wird dadurch jedoch gar nichts.

Aber was kann die Architektur, was kann Raum da beitragen? In welchem Zusammenhang wird gekocht? Extraküche, Wohnküche, Kochen beim Fernsehen sind bekannte Diskussionen. Das Kinderzimmer hinter der Küche? Eigenständigkeit vor funktionalem Ablauf. Kind ins Bad kreuzt Geburtstagsessen. Keine Katastrophe – eine Chance!

Jede Wohnung ist zunächst ein leeres Behältnis, das den Bewohnern als Spielfeld zur Entwicklung seiner Lebenskultur dient. Wer daraus aber ableitet, dass höchstmögliche Neutralität des Behältnisses die adäquate Antwort sei, irrt sich.
Die Form ist die Möglichkeit der Funktion. Jede Form, die das eine ermöglicht, verhindert das andere. Gleichmacherei – so neutral sie auch sei – ist Gleichmacherei. Unser Nachfragemarkt braucht ein Spektrum an hochcharakteristischen Wohnungen, die in der Lage sind, die Initialzündung für eine wirklich individuelle Lebenskultur zu geben.
Identität durch Individualität! Nicht, was könnte potentielle Käufer/Mieter stören, ist die brennende Frage, sondern was kann sie begeistern!
PPAG

Anna Popelka und Georg Poduschka. 1980-87 Architekturstudium an der TU Graz bzw. 1986-94 an der TU Graz und an der Ecole d’Architecture Paris-Tolbiac. 1994 Förderungspreis des Landes OÖ und des Landes Wien. Seit 1995 PPAG Popelka Poduschka Architekten. 1997-98 Gastprofessur am Institut für Raumgestaltung der TU Wien, 2005 Adolf Loos Staatspreis Design.

Realisierte Bauten und Projekte (Auswahl): Wohnbau Praterstraße in Wien (1998, Arce Preis 1999), Wellnesstank im Museum der Wahrnehmung in Graz (1999), Klimawindkanal in Wien (2002), Electric Avenue MuseumsQuartier in Wien (2002), Hofmöblierung MQ in Wien (2003, Adolf Loos Design Staatspreis 2005), Ticketcenter MQ in Wien (2004), Wohnbau Glanzinggasse in Wien (2005), Haus mit der Elefantenhaut, Parndorf (2005).
In Planung: Europan 6 in Wien, Wohnen am Park in Wien, Wohnhof Orasteig in Wien, Wohnbau Rosenauerstraße in Linz, Einfamilienhaus in Parndorf
In Bau: Wohnbau Traisengasse in Wien


Weiterführende Links:
www.ppag.at
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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